Ein Blick auf Tradition und Relevanz des Blasmusikwesens in Vorarlberg
Die Sonderausstellung „tuten & blasen. Blasmusik in Vorarlberg“, die am 17. Mai 2024 im vorarlberg museum eröffnet wurde, beleuchtet die zentrale Rolle der Blasmusik in Vorarlberg. Diese musikalische Tradition ist tief in der Kultur und dem Gemeinschaftsleben der Region verwurzelt. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Blasmusikverband organisiert, der 2024 sein 100-jähriges Bestehen feierte, und bietet eine umfassende Darstellung der historischen und gegenwärtigen Bedeutung der Blasmusik.
Blasmusik als Herzstück der Gemeinschaft
Blasmusikkapellen sind in Vorarlberg viel mehr als nur musikalische Ensembles – sie sind soziale Netzwerke, kulturelle Botschafter und Identitätsstifter. Mit rund 6.000 aktiven Musikerinnen und Musikern in 129 Kapellen ist die Blasmusik ein zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Von festlichen Anlässen wie Jubiläen und Empfängen bis hin zu regelmäßigen Konzerten und Wettbewerben prägen die Kapellen den Rhythmus des öffentlichen Lebens.
Die Kapellen fördern nicht nur die musikalische Ausbildung, sondern auch das soziale Miteinander. Sie schaffen Räume für Begegnungen zwischen Generationen und sozialen Gruppen und tragen dazu bei, ein Gefühl von Zusammenhalt zu stärken. Besonders in ländlichen Gemeinden sind sie oft das kulturelle Zentrum, das Traditionen bewahrt und gleichzeitig neue Impulse setzt.
Historische Wurzeln und Entwicklung
Die Geschichte der Vorarlberger Blasmusik reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als „Pfeiffer und Trommler“ militärische Truppen begleiteten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Blasmusik von einer militärischen Notwendigkeit zu einem zivilen Kulturgut. Die Gründung des Vorarlberger Harmoniebundes im Jahr 1924 markierte einen wichtigen Meilenstein, indem sie die Kapellen organisatorisch vereinte und ihre Weiterentwicklung förderte. Heute sind die Kapellen auf sechs Bezirke verteilt, darunter Bregenz, Bregenzerwald, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz und Montafon, und sie spiegeln sowohl die Vielfalt als auch die Einheit der Vorarlberger Kultur wider.
Mein persönliches Highlight: Eine Ausgabe der Dornbirner Schriften aus dem Jahr 2000, anlässlich 150 Jahre Musikgesellschaft Dornbirn-Hatlerdorf, als ich deren Kapellmeister war, das heißt, ich freue mich auf ein Wiedersehen nach 25 Jahren beim 175-Jahr-Jubiläum beim Frühjahrskonzert Mitte April 2025 im Kulturhaus Dornbirn!
Relevanz für das kulturelle Leben
Blasmusik ist ein lebendiges Kulturgut, das Tradition mit Moderne verbindet. Die Kapellen spielen nicht nur traditionelle Märsche, sondern auch zeitgenössische Werke, was ihnen erlaubt, ein breites Publikum anzusprechen. Sie fördern junge Talente durch Jugendorchester und bieten Erwachsenen eine sinnvolle Freizeitgestaltung.
Die Ausstellung „tuten & blasen“ hebt hervor, wie wichtig es ist, diese Tradition lebendig zu halten – nicht nur als musikalisches Erbe, sondern auch als Ausdruck von Gemeinschaftssinn und kultureller Vielfalt. Sie zeigt zudem die Herausforderungen auf, denen sich die Blasmusik in einer sich wandelnden Gesellschaft stellen muss, etwa durch den demografischen Wandel oder veränderte Freizeitgewohnheiten.
Die Ausstellung „tuten & blasen“ würdigt die Blasmusik als unverzichtbaren Bestandteil des kulturellen Lebens in Vorarlberg. Sie verdeutlicht ihre Rolle als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie ihre Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt. In einer Zeit zunehmender Individualisierung bleibt die Blasmusik ein Symbol für Gemeinschaft und gelebte Kultur – ein Erbe, das es zu bewahren gilt.