In der 73. Ausgabe der Kulturkantine liegt der Fokus vor allem auf der kulturellen Bildung und deren Auswirkungen auf das Publikum. Welche Erfahrungen Jörg Fabig, Kulturamtsleiter der Stadt Aschaffenburg, in der praktischen Realität eines Kulturamts? Fabig thematisiert neben der kulturellen Bildung auch die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Gesellschaft und wie man breite Bevölkerungsgruppen für den Kulturbereich begeistern kann.

Kulturelle Bildung als Lösung für viele Probleme?

Tief in der DNA des Kulturamtes in Aschaffenburg verankert ist die Forcierung der kulturelle Bildung an Schulen in der Stadt. Dies geschieht über eine Vielzahl von Vermittlungsformaten. Eines davon ist die Vermittlung direkt durch Künstler:innen. Dabei funktioniert das Kulturamt als Vermittler und Vernetzer zwischen Künstler:innen und Lehrer:innen. „Davon profitieren nicht nur die Schüler:innen“, unterstreicht Fabig die Bedeutung solcher Vermittlungsformaten auch für die Künstler:innen selbst. Aber auch die Stadt Aschaffenburg profitiert davon, da dies ein Schlüssel für den Publikumserhalt ist und gleichzeitig die Basis für ein jüngeres Publikum gelegt wird. Es geht daher, auch in anderen Städten, immer um die Publikumsgewinnung. Dabei spielt auch die Art der Kommunikation eine wichtige Rolle: Ein 20-jähriger holt sich seine Informationen aus anderen Kanälen wie ein 70-jähriger. „Dahingehend muss sich auch die Kommunikation des Kulturamtes verändern“, so Fabig weiters.

Schaffung einer breiten Kunst- und Kulturszene

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Schaffung einer breiteren Amateurszene. „Je breiter der Kuchen an der Basis ist, desto größer die Spitze werden“, ergänzt Fabig. Es gilt Menschen zu aktivieren und sie abzuholen, um sich selbst zu engagieren. Dabei spielt auch der Trend hin zur Freiluftkultur nach italienischen Vorbild eine wichtige Rolle. Viele hervorragende Kunstprogramme benötigen keine Bühne und suchen den direkten Austausch mit Publikum, wie beispielsweise Stelzenläufer oder Clowns.

Fabit will als Kulturam auch eine Plattform für gesellschaftsrelevante Themen sein, welche Menschen miteinander in Dialog bringt und so als essentielles Mittel gegen Ausgrenzung dienen kann. Denn eines muss uns allen bewusst sein: Kultur ist Identitätsstiftend und macht uns alle durch die vielen Begegnungen und Gespräche zu besseren Menschen. Allerdings benötigt es für solche Projekte auch eine breite Unterstützung der städtischen Politik. Jörg Fabig hat diesen Luxus, über Parteigrenzen hinweg.

Das gesamte Gespräch: https://youtu.be/1g6qYO87nIE
Blog: Julian Bitsche