Corona verändert unser Leben, Corona verändert jedoch auch Städte und Gemeinden. CULTURELAB-Herausgeber Christoph Thoma über aktuelle Herausforderungen für die standort- und wirtschaftspolitische Entwicklung von Städten unter Corona-Vorzeichen.
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden zu Umwälzungen im städtischen Angebot führen. In Konsequenz dazu droht mittelfristig eine Aushöhlung der städtischen Attraktivität, sowohl für die lokale Bevölkerung als auch für Touristinnen und Touristen. Die Gefahr eines Trading-Down-Effekts, welcher eine Abwärtsspirale für Städte skizziert, könnte konkret werden.
Das eigene Lebensraum wird sich verändern, insbesondere durch mögliche Konsequenzen der Corona-Pandemie. Erschwerend kommt hinzu, dass heute überhaupt nicht absehbar ist, welche langfristigen Konsequenzen diese Pandemie für die Gesellschaft tatsächlich haben wird.
Zukunftsprognosen sind daher seriöserweise nicht möglich. Trotzdem brauchen Städte gerade jetzt Orientierung und eine wirtschafts- und standortpolitische Perspektive, die sich mit essentiellen Fragen auseinandersetzt:
- Wie verändert sich die Gesellschaft, welche politischen Rahmenbedingungen sind jetzt notwendig?
- Wie ändert sich das grundlegende Verhalten der Bürgerinnen und Bürger, auch im sozialen Umgang miteinander (Stichwort: Abstandsregeln)?
- Gibt es neue und/oder veränderte Konsumbedürfnisse (Stichwort: Online-Handel)?
- Nimmt die Bedeutung des persönlichen Umfeldes zu, sprich, wie gestalten wir Stadtteile in Bezug auf Handel und Gastronomie?
- Welche Bedeutung hat der öffentliche Verkehr?
- Welche Bedeutung hat der Klimawandel vor Ort in Bezug auf diese Pandemie?
- Wie reagieren Städte auf die Pandemie, wenn es um den stationären Handel und Betriebsansiedelungen geht?
- Ist der Bedarf an Aufenthaltsqualität mit den bisherigen Lösungen ausreichend gedeckt?
- Sind Veranstaltungen und Unterhaltungsangebote, also die Kernkompetenz von Stadtmarketingorganisationen, die teilweise enorme überregionale Bedeutung als Besuchermagnete haben, mittelfristig wieder anzubieten bzw. in welcher Form zu realisieren? Dies insbesondere im Wissen, dass diese Pandemie wohl bis in die Jahre 2022 oder 2023 spürbar sein wird.
- Wie stärken wir regionale Lieferketten?
- Wie viele Immobilienbesitzerinnen und -besitzer können den Ausfall an Mieteinnahmen langfristig verkraften, welche Konsequenzen sind zu erwarten, was bedeutet das für den Handels-Mix in der Stadt?
Die langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Städte werden durch veränderte Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Bevölkerung sichtbar werden. Wenn Verantwortungsträgerinnen und -träger jetzt richtig reagieren, den Diskurs suchen, zukunftsorientiert agieren, und dabei im ureigenen kommunalen Kompetenzbereich handeln (Mobilitätskonzepte, Vernetzung von digitalen Angeboten, Dienstleister für Wirtschaft, Handel und Gastronomie, Breitbandausbau etc.), hilft das auch bei der Bewältigung zahlreicher systemischer Herausforderungen, die bereits vor der Pandemie sichtbar waren.
Wenn es gelingt, diese Krise als Chance zu begreifen und unter Beteiligung der städtischen Multiplikatoren und Entscheidungsträgerinnen und -träger ein zukunftsfähiges Konzept zu entwickeln, entsteht ein narrativer Prozess, dessen Erfolg sich bereits während des Prozessverlaufs zeigen wird.
Das Signal, Städte neu zu denken, auch in Fragen von Immobiliennutzung und Quartiersentwicklung, ist per se eine Botschaft.
Mit der „Stadtmanufaktur“ moderieren Thorsten Kausch und Christoph Thoma in zwei Business-Zirkeln für 24 Städte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz essentielle Fragestellungen von Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung. Ab Herbst 2020 kommt ein digitales Sparring zu diesen Fragestellungen hinzu. Details finden Sie auf www.stadtmanufaktur.com.