Staatsakt mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg (27.04.2025)
Am 8. Mai 1945 endete mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa – ein Datum, das für Österreich zugleich die Befreiung vom Nationalsozialismus und den Beginn des Wiederaufbaus markierte. Drei Tage zuvor, am 5. Mai, befreiten alliierte Truppen das Konzentrationslager Mauthausen, ein symbolträchtiger Moment, der bis heute als Mahnmal für die Gräuel des NS-Regimes steht.
Bereits am 27. April 1945 hatten die SPÖ, die ÖVP und die KPÖ gemeinsam in der Unabhängigkeitserklärung die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich im Geiste der Verfassung von 1920 proklamiert. Diese Unabhängigkeitserklärung war eine klare Absage an den Nationalsozialismus und die Diktatur – zu einem Zeitpunkt, als die Fronten des Zweiten Weltkriegs noch quer durch Österreich verliefen und Teile des Landes weiter unter NS-Herrschaft standen.
Anlässlich dieses historischen Datums fand am 27. April ein Staatsakt in der Hofburg statt. In seiner Eröffnungsrede betonte Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen: „Der Augenblick, in dem Österreich am 27. April 1945 seine Unabhängigkeit erklärte, ist nicht nur ein Moment des Neuanfangs für unsere Heimat. Er stellt auch einen bedeutenden Einschnitt in der Geschichte Europas dar.“
Erinnerungskultur 2025: Zwischen Gedenken und Gegenwartsfragen
Das Erinnerungsjahr 2025 wird von zahlreichen Initiativen begleitet, darunter das zentrale Seminar der KZ-Gedenkstätte Mauthausen im November, das historische Aufarbeitung mit aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten verbindet. Gleichzeitig rücken zwei weitere bedeutende Jahrestage in den Fokus: 70 Jahre Staatsvertrag und 30 Jahre EU-Beitritt. Beide Ereignisse erinnern an die fragilen Grundlagen der österreichischen Demokratie – eine Erinnerung, die angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen neue Dringlichkeit erhält.
80 Jahre nach dem Kriegsende steht Österreich erneut an einer Weggabelung: Die Erinnerung an 1945 mahnt zur Wachsamkeit gegenüber autoritären Tendenzen, während die geopolitischen Realitäten 2025 – von der Ukraine bis zum Westbalkan – Handlungsfähigkeit verlangen. In dieser Gemengelage gilt es, die Lehren der Vergangenheit nicht als museales Relikt, sondern als Handlungsauftrag für eine krisenfeste Demokratie zu begreifen.
Österreich befindet sich in Mitten einer unruhigen Weltlage.
Die gegenwärtige Lage zeigt einige Parallelen zur Unsicherheit der Nachkriegszeit: Der Krieg in der Ukraine und die aggressiven Ambitionen Russlands stellen die europäische Sicherheitsarchitektur massiv infrage. Gleichzeitig ist die EU von Krisenregionen umgeben – vom Nordafrika über den Nahen Osten bis zum östlichen Mittelmeer. Diese „Feuerring“-Konflikte führen zu Migrationsbewegungen, die bestehende gesellschaftliche Spannungen innerhalb Europas weiter verschärfen.
Auch die transatlantischen Beziehungen stehen bekanntlich unter Druck – nicht zuletzt durch die Rückkehr Donald Trumps ins US-Präsidentenamt. Seine protektionistische Agenda, die Forderung nach höheren europäischen Militärausgaben und zuletzt eingeführte Zölle verdeutlichen die wachsende Kluft zwischen den USA und Europa. Österreich ist als exportorientiertes Land mit den USA als zweitgrößtem Handelspartner besonders betroffen.
Die Neutralität ist ein Auftrag für die Zukunft.
Die historischen Jubiläen 2025 laden dazu ein, Österreichs Rolle im internationalen Gefüge neu zu justieren. Der EU-Beitritt 1995 war ein bewusster Schritt weg von der isolationistischen Nachkriegsneutralität hin zu einer aktiven europäischen Solidarität. Die aktuellen geopolitischen Krisen fordern jedoch ein noch stärkeres Bekenntnis: zur Verteidigung der Menschenrechte, zur Stärkung der demokratischen Institutionen und zu einer aktiven Rolle Österreichs im Rahmen der europäischen und internationalen Gemeinschaft. Die vielen Gedenkveranstaltungen erinnern uns nicht nur an die Schrecken der Vergangenheit, sondern mahnen zugleich, die aktuellen Bedrohungen der Freiheit und Demokratie nicht zu unterschätzen.