Es gibt Abende, an denen Musik nicht nur erklingt, sondern Geschichte erzählt – so geschehen am 12. April im Kulturhaus Dornbirn, wo die „Hatler Musig“ ihr 175-jähriges Bestehen mit einem ganz besonderen Frühjahrskonzert feierte. Unter dem Motto „175 Jahre Musizieren im Hatlerdorf“ wurde das Publikum auf eine musikalische Reise durch die bewegte Geschichte der Dornbirner Traditionskapelle mitgenommen.

Für mich war dieser Abend ein sehr persönlicher. Von 1996 bis 2001 durfte ich selbst als Kapellmeister die Hatler Musig leiten – eine prägende Zeit mit vielen musikalischen Impulsen, die bis heute nachwirken. Besonders berührend war für mich, dass die von mir damals gegründete „Pumucklmusig“ das Jubiläumskonzert eröffnete. Jana Muxel und ihre jungen Musikerinnen und Musiker sorgten mit frischer Energie und Begeisterung bereits im Foyer für einen gelungenen Auftakt. Anschließend begrüßte die Jugendmusik unter der Leitung von Reinhard Wohlgenannt, einem ehemaligen Ensemble-Schüler von mir, das Publikum. Auch sie zeigten eindrucksvoll, wie lebendig und stark die musikalische Nachwuchsarbeit in Hatlerdorf ist.

Der Höhepunkt des Abends war das Konzert der Großen Musig – ebenfalls unter der Leitung von Reinhard Wohlgenannt, der sich für diesen besonderen Anlass ein musikalisches Programm überlegt hatte, das Vergangenheit und Gegenwart wunderbar miteinander verband. Besonders emotional für mich: Der „Hatler Marsch“ von Murat Üstün wurde erneut gespielt – ein Werk, das zu Ehren des verstorbenen Ehrenobmanns Wolfgang Spiegel komponiert und unter meiner damaligen Leitung uraufgeführt wurde. Es war bewegend, dieses Stück nach all den Jahren wieder live zu erleben. Auch der Walzer „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauss Sohn durfte nicht fehlen – das Lieblingsstück von Kapellmeister-Legende Siegfried Kohler. Mit solchen musikalischen Brücken ehrte die Hatler Musig an diesem Abend ihre Dirigenten und prägenden Persönlichkeiten – und zeigte zugleich, wie vielgestaltig und professionell Blasmusik heute klingen kann.

Ein besonderer Moment war auch die Würdigung langjähriger Mitglieder: Eugen Köb wurde für unglaubliche 60 Jahre Mitgliedschaft bei „seiner“ Hatler Musig geehrt, Monika Nachbaur für 25 Jahre aktives Musizieren und ihre Ernennung zum Ehrenmitglied. Beide waren schon zu meiner Zeit Teil des Orchesters.

Dieser Konzertabend war weit mehr als eine Jubiläumsfeier. Er war ein lebendiges Zeugnis dafür, wie sehr Musik Gemeinschaft stiftet – über Generationen hinweg. Seit sich 1850 erstmals zwölf Musikanten zur „Neunstimmigen Musik Hatlerdorf“ zusammentaten, hat sich die Hatler Musig stetig weiterentwickelt. Sie ist heute nicht nur musikalisches Aushängeschild des Stadtteils, sondern ein unverzichtbarer Teil des kulturellen Lebens in Dornbirn – bei kirchlichen Festen, städtischen Veranstaltungen, eigenen Konzertprojekten und als Gastgeberin des Hatler Dorf Fäscht.

Der 12. April hat gezeigt, wie tief die Musik im Hatlerdorf verwurzelt ist – und wie lebendig diese Tradition heute gelebt wird. Herzlichen Glückwunsch zu 175 Jahren Hatler Musig – und auf viele weitere klangvolle Jahre!