Über Vedran Džihić’s Plädoyer für eine offene Gesellschaft und einen dynamischen Kulturbegriff
Vedran Džihić kam im Januar 1993 als Flüchtling aus dem Bosnienkrieg nach Österreich. In seinem Buch verbindet er seine eigenen Erfahrungen mit einer scharfsinnigen Analyse unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Er beschreibt seinen Weg vom Flüchtling zum anerkannten Wissenschaftler und stellt dabei die entscheidende Frage: Was braucht es, damit Menschen in einer neuen Heimat wirklich ankommen können?
Das Buch „Ankommen“ ist nicht nur eine persönliche Geschichte, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über Kultur, Integration und Zusammenleben in unserer Gesellschaft.
Kultur als Schlüssel zum Verständnis
Džihić’s Werk erinnert uns an die Bedeutung eines umfassenden Kulturbegriffs, wie er 1982 von der UNESCO definiert wurde. Kultur umfasst demnach „die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen“. Diese Definition ist heute aktueller denn je.
Das Buch „Ankommen“ erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem wir in Europa einen besorgniserregenden Anstieg von Populismus und Nationalismus erleben. Džihić warnt eindringlich vor einer Politik der Angst und Ausgrenzung. Als Politiker sehe ich es als unsere Pflicht, diesen Tendenzen entgegenzuwirken und eine Gesellschaft zu fördern, die offen und inklusiv ist.
Ein Aufruf zum Handeln
Vedran Džihić’s Buch ist mehr als eine Autobiografie – es ist ein Weckruf. Es zeigt uns, dass erfolgreiche Integration möglich ist, aber auch, dass wir als Gesellschaft dafür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen müssen. Wir müssen uns fragen, wie wir sicherstellen können, dass Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Gesellschaft Gehör finden bzw. wie wir den interkulturellen Dialog weiter fördern und Vorurteile abbauen können?
Džihić’s Buch erinnert uns eindringlich daran, dass Kultur kein starres Gebilde ist, sondern ein dynamischer Prozess, der sich in ständigem Wandel befindet und immer wieder neu ausgehandelt wird. Diese Erkenntnis ist besonders relevant in einer Zeit, in der wir einen besorgniserregenden Anstieg von Populismus und Fremdenfeindlichkeit in Europa erleben. Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, ist es unerlässlich, verstärkt auf Bildung und die Förderung des interkulturellen Verständnisses zu setzen. Dabei sollten wir uns vor Augen führen, welch wertvolle Beiträge Flüchtlinge und Einwanderer für unsere Gesellschaft leisten können. Džihić’s eigener Werdegang vom Flüchtling zum angesehenen Akademiker ist hierfür ein beeindruckendes Beispiel. Es zeigt, dass erfolgreiche Integration möglich ist, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Dafür benötigt es einen breiten gesellschaftlichen Dialog. Dieser Dialog sollte darauf abzielen, Vorurteile abzubauen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und eine Gesellschaft zu schaffen, in der kulturelle Vielfalt als Bereicherung wahrgenommen wird.
Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, eine Gesellschaft zu gestalten, in der alle Menschen die Chance haben, wirklich „anzukommen“ – nicht nur physisch, sondern auch emotional und sozial. Nur so können wir die kulturelle Vielfalt als das wahrnehmen, was sie ist: eine Bereicherung für uns alle!