Kulturpolitik, die ihrem Namen gerecht wird, muss sich mit den brennenden Fragen unserer Zeit beschäftigen. Sie muss Räume schaffen, in denen Partizipation nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, sondern gelebte Realität wird. Das heißt, wir brauchen den Mut, Kulturpolitik neu zu denken. Wir brauchen einen echten Willen zur Zusammenarbeit mit der Szene, den Ländern und den Kommunen.
Die Lebensrealität von Künstlerinnen und Künstler ist geprägt von unsicheren Arbeitsbedingungen, fehlender sozialer Absicherung und einem Publikum, das sich immer häufiger fragt, ob es in Kunst- und Kulturproduktionen noch Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit findet. All das zeigt: Die Kluft zwischen Kulturpolitik und Kulturszene ist groß.
In Vorarlberg haben wir in der letzten Legislaturperiode die Weichen für eine aktivierende Kulturpolitik gestellt. Die Prekariatsstudie, eine Nicht-Besucher-Studie, die überarbeitete Kulturstrategie und insbesondere Umsetzungsmaßnahmen für Fair-Pay für professionelles Kunstschaffen belegen diese zukunftsweisende Politik.
Zugang zu Kunst und Kultur fördern
Österreich wird international als Kulturnation geschätzt und trägt gleichzeitig die Verantwortung, Rahmenbedingungen für kulturelle Entwicklungen auf regionaler Ebene zu schaffen. Der Zugang zu Kunst und Kultur muss für alle Menschen sichergestellt werden, unabhängig von ihrem sozialen, wirtschaftlichen oder kulturellen Hintergrund. Diese Aufgabe liegt gleichermaßen beim Bund und den Bundesländern und betrifft sowohl kultur- als auch bildungspolitische Bereiche. Dabei sollte der Fokus verstärkt auf Vielfalt und soziale Durchlässigkeit gelegt werden, um Teilhabe möglichst breit zu fördern – insbesondere mit Blick auf zukünftige Generationen von Kulturschaffenden und -nutzern. Abseits etablierter Kulturzentren braucht es außerdem eine langfristige Unterstützung von kulturellen „Nahversorgern“ in den Regionen, und dabei muss der Bund mehr Verantwortung übernehmen, sprich, ich erwarte mir von einem Kulturministerium bzw. einem Staatssekretariat wesentlich mehr Impulse für die kulturelle Entwicklung in den Bundesländern, insbesondere im ländlichen Raum.
Ausbau der kulturellen Bildung
Die Herausforderungen sind unübersehbar: Die nächste Bundesregierung muss liefern. Es braucht einen Ausbau der kulturellen Bildung, sprich im Kontext Schule müssen Kunst und Kreativität mehr Platz bekommen. Dabei darf auch die Kultur selbst nicht aus der Verantwortung genommen werden. Es reicht nicht, sich in ästhetische Fragestellungen zu verlieren, wenn der gesellschaftliche Boden unter den Füßen brennt. Die Kunst hat immer auch einen politischen Auftrag: Sie soll nicht nur spiegeln, sondern auch gestalten, nicht nur kritisieren, sondern auch Perspektiven aufzeigen. Die Frage, die sich stellt, ist daher nicht nur, was die Kulturpolitik tun kann, sondern auch, wie die Kultur ihre Rolle neu definiert. Sie muss sich der Realität stellen und Wege finden, die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht nur zu kommentieren, sondern aktiv anzugehen.
Die Zukunft der Kulturpolitik
Was wir brauchen, ist eine Kulturpolitik, die nicht länger an den Realitäten vorbeigeht. Eine Politik, die nicht nur verwaltet, sondern gestaltet, die zuhört und handelt, die sich als Teil einer Lösung versteht und nicht als Teil des Problems. Kunst und Kultur sind kein Luxus. Sie sind ein Spiegel unserer Gesellschaft, ein Ort des Diskurses und der Reflexion. Eine lebendige Kulturszene braucht die Vielfalt an Stimmen, sie braucht Dialog und eine aktive Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Dafür werde ich mich bundespolitisch einsetzen.